Achtsamkeit,  Dies und Das

Albtraum oder Chance?

Ich weiß, dass diese Zeit für viele von euch schwierig ist. Viele haben Angst um ihren Job, ihre Existenz, oder Angst, krank zu werden. Natürlich geht es mir als Erzieherin nicht anders. Ich gehöre zur Risikogruppe und muss natürlich trotzdem arbeiten.
Aber für mich ist diese Zeit auch (trotzdem) eine Zeit der Entschleunigung – ein Geschenk, das so wahrscheinlich nie wieder kommen wird.

Ich glaube dass man dort Leben spendet, wo die eigene Aufmerksamkeit verweilt – was damit gemeint ist? Das womit ich mich beschäftige, worüber ich nachdenke, ist dass, was ich in mein Leben ziehe und was ich wahrnehme. Konzentriere Ich mich nur auf mein Problem, nur darauf, was alles schlimm ist (der häufigste Kommentar, den ich in diesem Zusammenhang lese ist: “man muss doch auch mal Jammern dürfen”), dann nehme ich auch verstärkt nur die Dinge wahr, die das bestätigen.
Unser Gehirn ist nämlich ein fantastisches Ding, es filtert für uns unbewusst schon von vornherein alle unsere Wahrnehmungen – alles gleichzeitig könnten wir nämlich nicht verarbeiten! Das Problem ist nur, wir können das nicht bewusst steuern. Beschäftigen wir uns viel mit einem Thema, entscheidet unser Unterbewusstsein, dass dieses Thema Priorität hat und filtert in diese Richtung aus.
Das passiert z. B. auch, wenn man sich ein Kind wünscht – man beschäftigt sich gedanklich mit dem Thema und plötzlich sieht man überall nur noch Schwangere.
Das heißt, denken wir oft über ein Problem nach- darüber wie schlimm alles ist, denken vielleicht sogar noch über mögliche Verschlimmerung nach, sagen wir unserem Unterbewusstsein: “Dieses Thema hat Priorität, ich möchte alles sehen, was diese Annahme bestätigt.”
Aber ganz ehrlich, ist es das, was wir wirklich wollen? Eine ständige Bestätigung, wie schrecklich alles ist und wieviel schrecklicher es werden kann?
Also ich möchte das nicht!
Wenn man das Prinzip aber erstmal verstanden hat, kann man es sich zunutze machen.
Anstatt sich ständig mit dem Problem zu beschäftigen, kann man sich auf die Lösung konzentrieren – zugegeben am Anfang ist das ziemlich schwierig und fühlt sich komisch an. Man muss sich sehr bewusst immer wieder daran erinnern, woran man denken möchte und wird sich immer wieder dabei ertappen, dass man schon wieder gedanklich beim Problem ist. Aber wenn man am Ball bleibt und die Gedanken so oft wie möglich wieder zurück zur Lösung bringt, wird man nach und nach eine Veränderung bemerken. Zuerst sind es nur Kleinigkeiten, aber irgendwann stellt man zwei Dinge fest :
1) Es fühlt sich total natürlich und normal an, an die Lösung zu denken.
2) Man nimmt eigentlich nur noch die positiven Seiten wahr, all das Schlechte ist gar nicht mehr so präsent.
3) Man hat gar nicht mehr so sehr das Bedürfnis sich darüber auszutauschen, was alles schlecht ist.

Jetzt denkt ihr vielleicht, daß ist ja alles schön und gut, aber meine Sorgen sind so präsent und so groß, da kann ich doch gar nicht anders.
Natürlich ist es so, dass ein Existenz- bedrohendes Problem sehr viel Raum einnimmt. Aber bringt es euch auch nur einen Millimeter weiter, ständig darüber nachzudenken wie schrecklich alles ist? Grübeln ist eine fiese Falle. Es ist ähnlich, wie beim Schaukeln – man ist beschäftigt, aber man kommt nicht voran, man bewegt sich nämlich nicht wirklich von der Stelle.

Jetzt fragt ihr euch vielleicht, wie ihr überhaupt eine Lösung finden sollt, das hängt doch von so vielen äußeren Faktoren ab.
Ja, da habt ihr Recht, aber solange ihr schaukelt, könnt ihr sich vielleicht ergebende Möglichkeiten gar nicht wahrnehmen, weil euer Gehirn sie für euch aussortiert.
Das einfachste, was ihr machen könnt ist, euch einfach mal zu fragen “wie kann es jetzt besser werden?”, oder “was möchte ich stattdessen?”.
Das ist am Anfang gar nicht so einfach, da wir häufig verlernt haben, auf unseren Bauch zu hören. Aber versucht es einfach mal – vielleicht spürt ihr am Anfang nur den Anflug eines Gefühls, oder sogar gar nichts. Lässt euch davon nicht entmutigen – übt vielleicht erstmal in kleinen Alltagssituationen, da nimmt man seine innere Stimme in der Regel leichter wahr. Mit der Zeit werdet ihr ein Gefühl dafür bekommen, wie sich eure innere Stimme meldet. Vertraut ihr und konzentriert euch darauf.
Häufig sind es Gefühle, die in einem hochkommen – z. B. Wie man sich fühlen würde, wenn sich alles zum Guten gewendet hat. Es können aber auch Bilder, Geräusche oder Gerüche sein.
Versucht euch, das zu merken – je intensiver, desto besser.
Jedes Mal, wenn ihr merkt, dass ihr grübelt, erinnert euch bewusst daran, was ihr gefühlt habt. Fühlt es so intensiv wie möglich, bis ihr merkt, dass ihr ruhiger werdet.
Mit der Zeit wird es immer leichter.
Probiert es einfach mal aus.

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